Tobias Abel, Malerei und Zeichnung, Galerie Johann Widauer, Innsbruck 2010

Die Werke von Tobias Abel wurden großteils für die Ausstellung in der Galerie Widauer konzipiert. Es sind neue Arbeiten von 2009 bzw. 2010. Abels künstlerisches Konzept basiert auf monochromen Farbtönen in Verbindung mit einfachen geometrischen Konstruktionen und einem klaren, präzisen, auf das Wesentliche reduzierten Bildaufbau. Der Titel der Ausstellung Malerei und Zeichnung spiegelt ebenso die prägnante Konzeption wider wie die Titel der einzelnen Werke, beispielsweise 6 Zeichnungen ohne Titel, 2010. Die Werke machen fundamentale Eigenschaften von Farbe und Form sichtbar.

In den Zeichnungen etwa kontrastiert Abel die reine Präsenz von Farbtönen mit geometrischen Formen, wie den vertikalen und horizontalen Linien und Rillungen. Die schwarze Fläche ist Teil der Konstruktion, nicht bloßer Bildgrund. So stehen die horizontalen schwarzen Rillungen als komplementäres Bildelement zu den beiden in die Mitte strebenden Linien in Ölkreide, wobei diese zum Teil aus Metallpartikeln bestehen (Kupfer, Gold, Silber), was ein leichtes Irisieren der Farben bewirkt. Die seriellen Anordnungen der Zeichnungen ermöglichen gleichsam lyrische Bildfolgen, denen der Betrachter nachgehen kann. Die Farblinien erscheinen wie Lichtspuren auf der dunklen Fläche. Auch der Unterschied zwischen vertikalen und horizontalen Bildstrukturen ist konstitutiv für das Werk von Tobias Abel.

Die Präsenz geometrischer Strukturen wird besonders deutlich in den beiden großen Werken in der Ausstellung. Das riesige schwarze vierteilige Oktogon, Ohne Titel, 2009–10, Acryl auf Aluminium, ist raumgreifend und von innerer Harmonie. Die Farbe Schwarz lässt in der Farbstruktur die Pinselstriche erkennen, die Vierteilung verleiht der monumentalen, klassischen Form eine gewisse Leichtigkeit. Wesentlich sind hier die geometrische Vollkommenheit der Form und die meditative, ruhige Präsenz der Farbe Schwarz. Im Gegensatz dazu ist auf der gegenüber liegenden Wand das Werk Ohne Titel, 2009, Acryl auf Leinen zu sehen. Es bildet einen schönen Kontrapunkt zum schwarzen Oktogon.

Charakteristisch für das Werk von Tobias Abel ist die Konzentration auf einige wenige Farben, die gleichwohl von elementarer Bedeutung sind, wie Schwarz, Weiß, Rot oder Grau. Puristisch in der Materialität und konstruktiv in der Formfindung setzt Abel in seinen Werken die Durchdringung von Farbe und Raum auf elementare Weise um. Geometrie und Klarheit der Komposition in der Malerei wie auch in der Zeichnung sind bestimmende Konstituenten seines künstlerischen Werkes.

Text: Gaby Gappmayr