TOBIAS ABEL

Tobias Abel, Malerei und Wandzeichnung, Galerie Johann Widauer, Innsbruck 2014


Detail


Tobias Abel, Malerei und Wandzeichnung, Galerie Johann Widauer, Innsbruck 2014


Detail


Tobias Abel, Malerei und Wandzeichnung, Galerie Johann Widauer, Innsbruck 2014


Detail



Tobias Abel, Malerei und Wandzeichnung, Galerie Johann Widauer, Innsbruck 2014

In der aktuellen Ausstellung der Galerie Widauer zeigt Tobias Abel Werke, die als logische Fortsetzung seines künstlerischen Konzepts in den letzten Jahren entstanden sind und die konsequent das Verhältnis von Farbe und Konstruktion widerspiegeln.

Zum einen zeigt Abel eine Wandzeichnung von 2013, in der er auf subtile Weise eine matt gelbe Fläche mit feinen silberfarbenen Linien in gleichmäßigen Abständen kontrastiert. Die Wandzeichnung ist raumgreifend, d. h. der Bildcharakter wird zugunsten einer Hinterfragung des Verhältnisses von Fläche und Raum aufgegeben. Das Irisieren der silbernen Ölkreide bricht die Ebenmäßigkeit der vertikalen, dünnen Linien. Es entsteht eine All-Over Struktur, die mit minimalen Mitteln die Wand und den Raum definiert. Je nach der Position des Betrachters bricht sich das Licht der silbernen Farbe an unterschiedlichen Stellen. Die zarte Farbstruktur der Linien und die helle, sanfte Farbigkeit der Fläche bringen den Raum gleichsam zum Schweben.

Wie unterschiedlich diese Konstruktionen sein können, zeigen die 10 Modelle im kleinen Raum, die in differenzierten Farbabstufungen mit kontrastierenden glänzenden Linien in Ölkreide Möglichkeiten einer am Konstruktiven und Minimalistischen orientierten Konzeption sind. Angesehen von der Intention, diese Werke als raumgreifende Installationen zu realisieren – so sind weiße Wand und grauer Fußboden räumlich präsent – sind die Modelle gleichsam serielle Umsetzungen der künstlerischen Grundidee einer harmonischen Kontrapunktik zwischen Fläche und Lineatur, und so beeindrucken besonders die verschiedenen Abstufungen graphischer Farbkontraste zwischen Grau, Schwarz und Weiß mit Linien in Silber, Gold oder Kupfer als durchaus eigenständige Werke.

Als weitere Möglichkeit einer Komposition aus vertikalen Linien und Farbfeldern sind Abels Zeichnungen zu sehen. Es sind querformatige Zeichnungen, 50 x 65 cm, mit Ölkreide auf Velinpapier. Hier besteht der Reiz vor allem im subtilen Kontrast zwischen den glänzenden Linien und der feinen Struktur des Velinpapiers. Es ist ein glattes, gleichmäßig strukturiertes Papier, dessen lebendige Oberfläche schön mit den farbig gezogenen feinen Linien harmoniert. Auch hier wird der subtile Kontrast zwischen matt farbiger Bildfläche und dem Glanz der Linien in gebrochenen Farbtönen sichtbar.

Dem gegenüber steht eine Wandinstallation, die sich als konstruktive Setzung im Raum dynamisch von der Wandzeichnung unterscheidet. Hier thematisiert Abel das Verhältnis von Form und Farbe. Sie besteht aus einem etwas kürzeren horizontalen Farbkörper in Acryl auf Leinwand, der seine Fortsetzung und gleichzeitig seinen Kontrapunkt in einem längeren horizontalen Farbbalken auf der rechten Wandseite findet. Es geht um das Verhältnis der beiden Formen, deren naturbelassener Leinengrund die Farbe einerseits weniger opak erscheinen lässt, sowie um den Farbauftrag, der im kürzeren Stück rein horizontal ist, während die Fläche rechts daneben in ihrer Struktur durch vertikale Pinselstriche anders definiert wird. Die beiden Farbkörper bestimmen und definieren den Raum, der sie umgibt auf sehr intensive Weise.

Allen Werken von Tobias Abel ist ihre radikal konstruktive Konzeption gemeinsam. Jedoch ist das einzelne Werk in seiner jeweils singulären Form- und Farbgebung Ausdruck einer an subtilen Nuancen und feinen Abstufungen sowohl in Hinblick auf die Farbauswahl wie auch in Bezug auf die Formgebung intendierten künstlerischen Konzeption für sich unableitbar.

Text: Gaby Gappmayr


Werkliste

Ohne Titel, 2012–14 (Orange), Acryl auf Leinen, 15 x 180 cm, Sammlung Johann Widauer

Ohne Titel,
2012–14 (Orange), Acryl auf Leinen, 20 x 300 cm

Ohne Titel, 2013 (Silber auf Gelb), Ölkreide auf Dispersion, 528 x 508 cm, Auflage: 5 (+ 1 a.p.), Nr.: 1/5, Sammlung Johann Widauer

Ohne Titel,
2001–03 (Orange), Acryl auf Leinen, 17 x 80,5 cm

Ohne Titel, 2013 (Kupfer auf Rot, Gold auf Dunkelblau, Silber auf Blau, Kupfer auf Schwarz, Silber auf Weiß, Silber auf Schwarz, 6-teilig), Ölkreide auf Velin, je 50 x 65 cm, gerahmt je 60 x 75 cm, gesamt 125 x 235 cm, Auflage: 5 (+ 1 a.p.), Nr.: 1/5, Sammlung Johann Widauer

Ohne Titel, 2012 (Schwarz auf Schwarz), Ölkreide auf Velin, 50 x 65 cm, Auflage: 5 (+ 1 a.p.), Nr.: 2/5, Sammlung Johann Widauer

Ohne Titel,
2012 (Weiß auf Weiß), Ölkreide auf Velin, 50 x 65 cm, Auflage: 5 (+ 1 a.p.), Nr.: 2/5, Sammlung Johann Widauer

Modell zu Ohne Titel, 2013 (Silber auf Gelb), Ölkreide auf Dispersion, Maße variabel, Auflage: 5 (+ 1 a.p.), Nr.: 1/5, Sammlung Johann Widauer

Modell zu Ohne Titel, 2011 (Gelb auf Weiß), Ölkreide auf Dispersion, Maße variabel, Auflage: 5 (+ 1 a.p.), Nr.: 1/5

Modell zu Ohne Titel, 2013 (Gold auf Dunkelblau), Ölkreide auf Dispersion, Maße variabel, Auflage: 5 (+ 1 a.p.), Nr.: 1/5

Modell zu Ohne Titel, 2012 (Silber auf Blau), Ölkreide auf Dispersion, Maße variabel, Auflage: 5 (+ 1 a.p.), Nr.: 1/5

Modell zu Ohne Titel, 2012 (Kupfer auf Rot), Ölkreide auf Dispersion, Maße variabel, Auflage: 5 (+ 1 a.p.), Nr.: 1/5

Modell zu Ohne Titel, 2011 (Silber auf Schwarz), Ölkreide auf Dispersion, Maße variabel, Auflage: 5 (+ 1 a.p.), Nr.: 1/5

Modell zu Ohne Titel, 2012 (Gold auf Schwarz), Ölkreide auf Dispersion, Maße variabel, Auflage: 5 (+ 1 a.p.), Nr.: 1/5

Modell zu Ohne Titel, 2012 (Silber auf Grau), Ölkreide auf Dispersion, Maße variabel, Auflage: 5 (+ 1 a.p.), Nr.: 1/5

Modell zu Ohne Titel, 2011 (Silber auf Weiß), Ölkreide auf Dispersion, Maße variabel, Auflage: 5 (+ 1 a.p.), Nr.: 1/5

Modell zu Ohne Titel, 2013 (Kupfer auf Dunkelgrau), Ölkreide auf Dispersion, Maße variabel, Auflage: 5 (+ 1 a.p.), Nr.: 1/5

Modelle je Ölkreide, Dispersion und Polyurethan auf MDF, je 31 x 21 x 21 cm