Minimal Reloaded, Kunstraum Alexander Bürkle, Freiburg 2012
Tobias Abel, Carl Andre, Alan Charlton, Henrik Eiben, Donald Judd, Sol LeWitt, Fred Sandback, David Semper
Für seine monochromen Gemälde verwendet Tobias Abel unterschiedliche Malgründe. Während Leinen eher als gewöhnlicher Träger zu bezeichnen ist, sind Kupfer und Aluminium keineswegs gängige Materialien in der Malerei – im Zusammenhang mit der Minimal Art aber sowohl bei Carl Andre als auch bei Donald Judd bekannt. Abel ist an ihren materiellen Eigenheiten interessiert.
Im Arbeitsprozess, der weniger auf Intuition als auf Empirie beruht, sind ihre eigene Farbigkeit, Gewicht und Beschaffenheit genauso bedeutungsvoll wie der später gewählte Farbton. Denn das Bild und seine Entstehung sind Teil einer systematisch verlaufenden Untersuchung, die die Materie und damit Dinghaftigkeit von Malerei in den Vordergrund stellt. Dies beginnt bei der Wahl der Formate, die sich durchaus an dem industriellen Standardmaß orientieren können, führt über leicht abgerundete Ecken, die sich z. B. durch die Weichheit des Kupfers ergeben und zu – dem Radical Painting wiederum sehr nahe – erkennbar gebliebenen Spuren des Farbauftrags.
Der objekthafte Charakter dieser Bilder spiegelt sich auch in den gewählten Formen. Sie sind geometrisch und doch gleichzeitig sehr ungewöhnlich. Achtecke und Ellipsen, die in jeweils einer Farbe ihren eigenen Raum beschreiben. Malerei ist hier eine real-dinghafte Form, mit deren Hilfe kein illusionistischer Hintergrund auf einer zweidimensionalen Fläche vor der Wand erscheint, sondern bei der die Wand selbst zum Hintergrund wird. Ergebnis sind Bilder, deren Interesse nicht nur bei sich selbst liegt, sondern im unmittelbaren Bezug zu den Dingen um sie herum.
Die Grundlage einer systematischen Logik bestimmte auch die Entstehung der zwölfteiligen Serie von Zeichnungen. Auf grauem Zeichenpapier wurden von links nach rechts 12 vertikale Linien mit einer silbernen Ölkreide gezogen. Während die Anzahl sich aus der Breite des Papiers ergab, wurden die Abstände durch die Breite des verwendeten Lineals vorgegeben. Die Serie entstand an einem Tag. Unmittelbar mit der konzeptuellen Arbeitsweise von Sol LeWitt vergleichbar, war auch hier der erste Schritt die Setzung einer Idee, einer Regel, eines Systems aus dem heraus eine serielle Programmatik erwachsen ist, innerhalb derer die Untersuchung von Form, Farbe und Fläche fortgeführt wird. Wie schon in den Gemälden wird auch hier der Status des Bildes als materielles Objekt evident, der eine interne Differenz von Medium und Material aufhebt.
Text: Julia Galandi-Pascual
Ohne Titel, 2011 (Silber auf Grau, 12-teilig), Ölkreide auf Velin, je 50 x 65 cm, gerahmt je 60 x 75 cm, gesamt 130 x 500 cm
Ohne Titel, 2010–11 (Schwarz), Acryl auf Kupfer, 40 x 40 cm, Sammlung Dr. Ursula Werz
Ohne Titel, 2011–12 (Violett, 4-teilig), Acryl auf Aluminium, 200 x 200 cm
Ohne Titel, 2009 (Weiß), Acryl auf Leinen, 60 x 60 cm
Ohne Titel, 2010–12 (Rot), Acryl auf Leinen, 125 x 250 cm